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Informationen zu Eritrea

zusammengestellt von Dr. Katja Klee

Eritrea liegt im nordöstlichen Afrika und grenzt im Nordosten an Sudan, im Süden an Äthiopien, im Südosten an Dschibuti und im Nordosten an das Rote Meer.
Seine Größe entspricht ziemlich genau einem Drittel der Größe der Bundesrepublik Deutschland, die rund 6,3 Mio. Einwohner Eritreas sind je zur Hälfte Muslime (Sunniten) und Christen.
Geografisch teilt sich das Land in das nördliche und das zentrale Hochland sowie in die Küstenebene am Roten Meer und ein westliches Tiefland. Es gibt vier Klimazonen mit heißen, trockenen Wüstenzonen, gemäßigtem Klima sowie fruchtbaren Wald- und Graslandschaften im Süden des Landes. 9 verschiedene Ethnien mit je eigenen Sprachen leben in Eritrea. Die Sprache der größten Volksgruppe, der Tigrinya (mindestens 50 % der Gesamtbevölkerung), ist neben Arabisch und Englisch Landessprache. Auch Italienisch ist unter den Älteren noch gängig. Mit ca. 500 000 Einwohnern ist die Hauptstadt Asmara die größte Stadt des Landes. Das Bevölkerungswachstum beträgt derzeit 2,9 %, die Altersstruktur weist einen deutlichen Anteil von Jugendlichen und Erwachsenen bis 64 Jahre auf, der Anteil der über 65-Jährigen beträgt lediglich 3,2 %.

In der historischen Frühzeit herrschten verschiedene Mächte über das Land, nach der Eroberung durch die Türken Mitte des 16. Jahrhunderts war es über 300 Jahre lang Provinz des Osmanischen Reiches. Die Türken brachten auch den Islam ins Land. Von 1890 bis 1941 war das Land italienische Kolonie, anschließend stand es unter britischer Militärverwaltung, ehe es 1952 dem Kaiserreich Abessinien (Äthiopien) zugeschlagen wurde. Unter dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie wurden die politischen Rechte Eritreas immer weiter beschnitten, bis sich das Parlament 1961 (selbst) auflöste. Daraufhin kam es zu Aufständen von Separatisten und der Gründung einer Unabhängigkeitsbewegung, die 30 Jahre lang für die Unabhängigkeit des Landes kämpfte. 1991 siegte die Eritreische Volksbefreiungsfront EPLF mit Unterstützung äthiopischer Rebellen.
Nach einer von der UN überwachten Volksabstimmung am 24. Mai 1993 wurde die Unabhängigkeit Eritreas erklärt. Der 24. Mai ist seitdem Nationalfeiertag. Das Land gab sich eine offizielle demokratische Verfassung, Isayas Afewerki wurde Staatsoberhaupt (Präsident). Wenige Jahre später brachen erneut Grenzkonflikte zwischen Eritrea und Äthiopien aus, die zwar durch einen Schiedsspruch des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag auf dem Papier gelöst wurden, tatsächlich aber bis heute andauern.

Auch innerhalb des Landes herrschen inzwischen katastrophale Verhältnisse. Isayas Afewerki entwickelte sich in den nunmehr fast 22 Jahren, seitdem er das Präsidentenamt innehat, zum Alleinherrscher und Despoten; außer der Regierungspartei sind keine weiteren Parteien zugelassen. Eritrea verfügt über ein überdimensioniertes Stehendes Heer, in dem jeder zehnte Erwachsene, ob Mann oder Frau, Dienst tun muss. Es gibt weder eine freie Presse noch andere unzensierte Medien. Das Land ist international isoliert, ökonomisch heruntergewirtschaftet und die Verletzung von Menschenrechten einschließlich der Verfolgung von politischen Oppositionellen, Christen und zu Gegnern erklärten Menschen ist an der Tagesordnung. Für einen Großteil der Landesbewohner sind die Überweisungen durch Verwandte, die im Ausland leben, überlebensnotwendig.

Die Bedrohungen durch die kriegerischen Konflikte mit dem Nachbarland Äthiopien, das Willkürregime des Landes und die hausgemachte wirtschaftliche Not sind die Ursachen der umfangreichen Fluchtbewegung aus dem afrikanischen Land, die derzeit auch Europa und die Bundesrepublik erreicht. Mit über 13 000 Asylsuchenden – und einer Steigerung von mehr als 260 % gegenüber dem Vorjahr 2013 – war Eritrea das Herkunftsland mit der dritthöchsten Zahl von Flüchtlingen, die im vergangenen Jahr einen Erstantrag als Asylbewerber in der Bundesrepublik stellten. In ihrer Not fliehen derzeit monatlich Tausende aus dem Land. Ein Teil versucht, über das Rote Meer nach Jemen zu kommen, Andere fliehen auf dem Landweg in den Sudan und schlagen sich in Richtung Norden nach Israel oder in Richtung Westen nach Libyen durch, um von dort aus einen der sündteuren Plätze auf einem abgehalfterten Boot für die halsbrecherische Überfahrt nach Lampedusa zu bekommen.

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die Grenzregion zwischen Äthiopien und Eritrea und rät generell von nicht erforderlichen Reisen in das Land ab. Denn Reisende nach Eritrea sind nicht vor willkürlichen Festnahmen gefeit, es herrscht ein absolutes Fotografierverbot von öffentlichen Bauwerken wie Straßen, Brücken oder Bahn- und Hafenanlagen, die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. Aus diesem Grund wird Eritrea bereits als „Afrikas Nord-Korea“ bezeichnet.