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Informationen zum Iran
zusammengestellt von Ferdinand Bratfisch
Der Iran (vollständig Islamische Republik Iran), veraltet als Persien bezeichnet, ist ein Staat in Vorderasien (Westasien). Mit rund 75 Millionen Einwohnern (Stand 2011) und einer Fläche von 1.648.195 Quadratkilometern zählt er zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Erde.
Während seiner Regierungszeit (1963 bis 1979) hatte der Schah das Land modernisiert und für Einflüsse aus dem Westen geöffnet. Die zunehmende Unterdrückung der linksliberalen, kommunistischen und islamistischen Opposition führte zu vielseitigen gesellschaftlichen Spannungen, die in der islamischen Revolution von 1979 kulminierten. Der letzte Schah wurde gestürzt und ein Gottesstaat, der sich als islamische Republik bezeichnet, gegründet. Schiitische Geistliche unter dem obersten Führer Ajatollah Ali Khamenei
übernahmen die politische Kontrolle. Auch die neue politische Führung missachtet Menschenrechte gravierend, die Kontrolle auf religiöse und ideologische Konformität durchdringt das Leben von allen Bürgern und beschneidet die Freiheit jedes Einzelnen. Es gibt im Iran keine Presse- oder Meinungsfreiheit. Seit der Islamischen Revolution haben sich die Beziehungen zu mehreren westlichen Staaten in eine offene Feindschaft gewandelt. Im Fall der ehemals befreundeten Staaten USA und Israel ist die Feindschaft sogar
in der Staatsideologie verankert. Der Iran ist also außenpolitisch relativ isoliert.
Durch seine Bodenschätze, allen voran die riesige Erdgas- und die viertgrößten Erdölvorräte der Welt, hat der Iran großen Einfluss auf die Versorgung der Welt mit fossilen Energieträgern. Abgesehen davon befindet sich die iranische Wirtschaft u. a. bedingt durch ineffiziente staatliche Betriebe und die Sanktionen als Folge des Konfliktes um das iranische Atomprogramm, in einer tiefen Krise.
Das geplante Abkommen zwischen der 5+1-Gruppe (USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland) und dem Iran soll sicherstellen, dass die Islamische Republik keine Nuklearwaffen bauen, Atomkraft aber weiterhin zivil nutzen kann. Im Gegenzug sollen Sanktionen und UN-Waffenembargos schrittweise fallen. Eine Einigung würde den seit 13 Jahren schwelenden Atomstreit beenden.
Der Iran besteht zum Großteil aus hohen Gebirgen und wüstenhaften Regionen. Seine Lage zwischen dem kaspischen Meer und dem Persischen Golf, besonders aber die Straße von Hormus machen den Iran zu einem Gebiet von hoher geostrategischer Bedeutung mit einer langen, bis in die Antike zurückreichenden Geschichte. Hauptstadt, größte Stadt und wirtschaftliches Zentrum des Iran ist Teheran. Neben ethnischen Persern leben im Iran zahlreiche andere Völker, die alle ihre eigene sprachliche und kulturelle Identität besitzen; Persisch st jedoch die Amtssprache. Die Völker des Iran verfügen über lange Traditionen, vor allem in Kunsthandwerk, Architektur, Kalligraphie und Poesie; im Land befinden sich auch zahlreiche Stätten des UNESCO-Welterbes. Die heutige iranische Führung sieht in der Ausweitung des schiitischen Islam im Mittleren Osten eine Fortführung der (islamischen) Revolution. Besonders im Irak haben die Schiiten seit dem Fall Saddam Husseins Einfluss zurückgewonnen, was ihre Stellung als Regionalmacht verbessert, allerdings den Plänen Amerikas im Mittleren Osten zuwiderläuft.
Der Iran hat laut einem Bericht von Amnesty International in der ersten Jahreshälfte 2015 fast 700 Menschen hinrichten lassen – beinahe so viel wie im gesamten Vorjahr. 694 Todesurteile seien zwischen Januar und Mitte Juli vollstreckt worden, meldete die Menschenrechtsorganisation in London unter Berufung auf „glaubwürdige Berichte“. Dies sei ein „beispielloser Anstieg“, die Gründe hierfür seien aber unklar. Die iranischen Behörden hätten bis zum 15. Juli 246 Hinrichtungen offiziell
bestätigt. Statistiken zufolge führt China die Rangliste der meisten Exekutionen an, Iran rangiert auf Platz zwei und übernimmt unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl sogar die deutliche Führung.Auch zur Tatzeit minderjährige Straftäter werden hingerichtet. Laut Scharia (islamisches Gesetz) sind Jungen ab 15 Jahren und Mädchen schon ab 9 Jahren volljährig und voll strafmündig. Grausame Körperstrafen wie Amputationen werden gerichtlich angeordnet und vollstreckt. Journalisten/-innen, Regierungskritiker/innen
und Menschenrechtsverteidiger/innen werden oftmals willkürlich festgenommen und ohne faire Gerichtsverfahren verurteilt. Diese politischen Häftlinge leiden besonders häufig unter den Misshandlungen und der fehlenden medizinischen Betreuung. Meinungsäußerung-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit werden von den Behörden stark eingeschränkt. Frauen, Kinder, Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten sehen sich sowohl durch die Gesetzgebung als auch in der Gesellschaft Diskriminierungen ausgesetzt. Fälle
von Verschwindenlassen, Menschenhandel und Zwangsarbeit sind bekannt.
Während der Mann für die Ernährung der Familie verantwortlich ist, muss die Frau den Haushalt verrichten und ist ihrem Mann gegenüber zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Ehemänner haben „das Recht“ auf die sexuelle Verfügbarkeit der Ehefrauen und dürfen dies auch mit Gewalt durchsetzen; Vergewaltigungen in der Ehe sind somit de jure ausgeschlossen. Auch allgemeine häusliche Gewalt des Ehemanns gegen die Frau ist weitgehend erlaubt. Frauen dürfen zudem nur mit Einwilligung des Mannes berufstätig sein, verreisen,
ihre eigenen Eltern besuchen, einen Reisepass besitzen oder sich scheiden lassen. Schläge oder sexuelle Gewalt durch den Mann sind dabei ausdrücklich kein Scheidungsgrund, umgekehrt kann der Mann seine Frau jedoch jederzeit verstoßen. Vor Gericht gelten Aussagen einer Frau nur halb so viel wie jene eines Mannes, und für die Verletzung oder den Tod einer Frau wird im sogenannten „Vergeltungsrecht“ nur die Hälfte des Blutgeldes fällig. Für außerehelichen Geschlechtsverkehr sieht das iranische Recht die Todesstrafe
vor, was vor allem Opfer von Vergewaltigung in eine prekäre Lage bringt. Männern ist die Polygamie und die Zeitehe erlaubt.
Abschließend folgen noch einige Ausschnitte aus einem Interview mit einem Asylbewerber aus dem Iran:
Herr K., warum stellen Sie einen Asylantrag in der Bundesrepublik Deutschland?
Ich war im Iran als Sozialarbeiter in einem Gefängnis beschäftigt. In meiner Abteilung warteten Kinder und Jugendliche in ihren Zellen auf die Todesstrafe. Oft wurden sie auch gefoltert. Sie musste ich betreuen. Im Laufe der Jahre habe ich mich bei meinen Vorgesetzten mmer stärker gegen die Todesstrafe eingesetzt. Mein Argument war, dass die Todesstrafe mit dem Koran nicht vereinbar und eine Sünde ist. Schließlich bin ich angeklagt worden.
Wie lautete der Vorwurf?
Mit den Kindern und Jugendlichen, die sich aus verschiedenen Gründen von der iranischen Gesellschaft abgekapselt haben, habe ich oft über den rechten Weg gesprochen. Der gegen mich erhobene Vorwurf lautete, dass ich die jungen Menschen religiös verführen wollte. Am ersten Prozesstag hat der Richter mich dafür geschlagen.
Wie konnten Sie der Todesstrafe entkommen?
Ich bin noch nicht zur Todesstrafe verurteilt worden, aber ich habe Hinweise erhalten, dass es darauf hinaus laufen würde. Von da an war mir klar, dass ich schnellstmöglich fliehen muss ...
... was nicht einfach ist. Wie haben Sie das geschafft?
Es gibt Schlepper, die für viel Geld die Flucht ins Ausland organisieren. Deutschland war mir als Ziel nicht bekannt – ich wollte nicht einmal nach Deutschland. Wer einmal in den Händen der Schlepper ist, kommt am Ende irgendwo an.
Wie viel Geld mussten Sie an die Schlepper bezahlen?
Umgerechnet etwa 15 000 Euro. Mein Bruder hat mir geholfen. Er muss jetzt weiter für meine Flucht zahlen.
Wie konnten Sie Grenzen passieren, ohne aufzufallen?
Ich habe einen sehr gut gefälschten chinesischen Pass erhalten. Erste Station war Dubai. An der nächsten Grenze ist der Pass noch einmal bearbeitet worden. Da wurde so eine Folie drüber geklebt. Dann ging es in den Westen.
Sie sagen, dass Ihnen im Iran die Todesstrafe droht. Das heißt nicht automatisch, dass die Bundesrepublik Deutschland den Asylantrag bewilligt. Was geschieht, wenn Deutschland Sie in die Heimat abschiebt?
Wer nach einer Flucht in den Iran zurückkehrt, steht auf der Todesliste. Ich habe diese Hinrichtungen selbst gesehen. Entweder werden die Verurteilten erhängt und dann geköpft. Oder senkrecht begraben, so dass nur noch der Kopf herausragt. Dann beginnt eine Steinigung. So lange, bis der Tod eintritt.
Wie ist das tägliche Leben im Iran?
Es ist ein Leben ständiger Demütigung und Unterdrückung. Jeder, der mit dem Regime aneckt, muss mit schlimmer Folter rechnen.
Quellenhinweise:
http://img.welt.de
http://www.ruhrnachrichten.de
http://www.wikipedia.de