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Informationen zu Syrien
zusammengestellt von Ferdinand Bratfisch
Syrien ist in der Bibel das Land, aus dem Abraham aufbrach, um in ein neues Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen wollte. Mit auf den Weg bekam er die Verheißung, dass in ihm alle Geschlechter auf Erden gesegnet sein sollten. Es ist auch nah dem Zweistromland Euphrat und Tigris, in dem die Wiege unserer abendländischen Kultur liegt.
Syrien ist ein Staat in Vorderasien, der im Süden an Israel und Jordanien, im Westen an den Libanon und das Mittelmeer, im Norden an die Türkei und im Osten an den Irak grenzt. Er wurde von den Siegermächten des 1. Weltkrieges ohne Rücksicht auf ethnische oder religiöse Verhältnisse auf der Landkarte festgelegt. Mit rund 185.000 Quadratkilometern ist Syrien ungefähr halb so groß wie Deutschland.
Die Mehrheitsbevölkerung in Syrien bilden mit rund 90 Prozent die Araber, die sich mit der arabischsprachigen Bevölkerung der Nachbarländer kulturell als Gemeinschaft fühlen. Sie sind überwiegend Sunniten, in ihrer Minderheit Muslime anderer islamischer Glaubensrichtungen oder Christen. Die zweitgrößte Volksgruppe mit eigener Sprache sind die Kurden.
Die Schulpflicht dauert in Syrien bis zum Alter von 11 Jahren. Dabei sind v. a. die unteren Bildungsstufen kostenfrei, während die private kostenpflichtige Bildung in den höheren Bildungsstufen dominiert. Das Bildungssystem unterliegt strenger Regierungsaufsicht. Von der Bevölkerung über 15 Jahre können 81 % der Frauen und 92 % der Männer lesen und schreiben. Englisch wird schon ab der 1. Klasse unterrichtet.
Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und den Kämpfern verschiedener Oppositionsgruppen. Auslöser des Bürgerkriegs war ein friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011, der zum bewaffneten Konflikt eskaliert ist. Eine wachsende Einflussnahme von Interessengruppen aus dem Ausland gewann mit der anhaltenden Auseinandersetzung an Bedeutung. Neben dem Zustrom von Geld und Waffen kämpften auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien. Die ursprüngliche Motivation der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, spielt seitdem nur noch eine geringe Rolle. Stattdessen trat der Kampf verschiedener Organisationen aus religiösen und ethnischen Gründen in den Vordergrund. Im vierten Kriegsjahr zerfiel der Bürgerkrieg zunehmend in Einzelkonflikte auf syrischem Boden, die mit Luftangriffen der Türkei gegen die Kurden und durch die direkte Einmischung der USA im Kampf gegen den IS und der Russischen Föderation auf Seiten des Regimes zu einem Konflikt mit geostrategischen Dimensionen wurden (Russland hat in Syrien seinen einzigen Militärhafen). Die Vereinten Nationen geben an, dass von März 2011 bis März 2015 220.000 Menschen getötet wurden. Rund 11,6 Millionen Syrer sind auf der Flucht.
Wer sich am syrischen Bürgerkrieg beteiligt:
Die russischen Luftangriffe machen die Verhältnisse in Syrien noch komplizierter. Während die meisten Kriegsparteien das Ende des Assad-Regimes wollen, unterstützen die Russen den Diktator. Rebellen-Einheiten baten ihre arabischen und westlichen Unterstützer erneut um Luftabwehrraketen. Diese waren ihnen bisher verweigert worden. Luftangriffe der syrischen Armee sind für die meisten Toten in dem Krieg verantwortlich. Die Rebellen der von den USA unterstützten gemäßigten Freien
Syrischen Armee (FSA) verbreiteten in den vergangenen Tagen mehr als 30 Videos, die zeigen, wie sie mit den US-Raketen syrische Panzer zerstören.
Regierungskräfte wählten bewusst Zivilpersonen als Zielscheibe, indem sie wahllos Wohngebiete und Gesundheitseinrichtungen mit Artillerie, Mörsern, Fassbomben und chemischen Kampfmitteln bombardierten. Lang anhaltende Belagerungen durch Regierungskräfte führten dazu, dass der eingeschlossenen Zivilbevölkerung Lebensmittel, ärztliche Betreuung und andere lebenswichtige Dinge vorenthalten wurden. Sicherheitskräfte nahmen weiterhin tausende Menschen willkürlich fest und inhaftierten sie, unter ihnen friedliche Aktivisten,
Menschenrechtsverteidiger, Medienschaffende und Mitarbeiter humanitärer Organisationen sowie Kinder. Einige von ihnen fielen dem Verschwindenlassen zum Opfer, andere wurden über lange Zeit in Gewahrsam gehalten oder in unfairen Gerichtsverfahren verurteilt. Sicherheitskräfte folterten und misshandelten Häftlinge systematisch und gingen dabei straffrei aus. Tausende Inhaftierte sollen infolge von Folter und extrem schlechten Haftbedingungen gestorben sein. Nichtstaatliche bewaffnete Gruppen, die einige Teile des
Landes kontrollierten und in anderen um die Vormacht kämpften, griffen Gebiete, in denen die Zivilbevölkerung vermeintlich aufseiten der Regierung stand, wahllos mit Granaten an und belagerten sie. Einige bewaffnete Gruppen, insbesondere der Islamische Staat (IS, vormals Islamischer Staat im Irak und Syrien/ISIS), verübten wahllose Selbstmordattentate und andere Bombenanschläge in Wohngebieten. Außerdem waren sie für rechtswidrige Tötungen verantwortlich, darunter Massenhinrichtungen von Gefangenen und mutmaßlichen
Oppositionellen. Im syrischen Bürgerkrieg verschärft sich die Konfrontation zwischen den USA und Russland, auch wenn sich beide Seiten bemühen, eine direkte Auseinandersetzung zu vermeiden.
Nach einem Angriff der syrischen Luftwaffe ist ein Straßenzug in Idlib total zerstört. Allein von hier flohen 500 000 Menschen.
Zusammengefasst:
Mehr als 120.000 Menschen sind seit Anfang Oktober laut UNO-Angaben aus besonders umkämpften Gebieten in Syrien vertrieben worden. Die syrische Opposition gibt Russland die Schuld an den vielen zivilen Todesopfern in der Region. Der Kreml weist die Vorwürfe von sich. Sowohl Regierungskräfte als auch die Freie Syrische Armee und nichtstaatliche bewaffnete Gruppen verübten weitreichende Kriegsverbrechen und schwere Menschenrechtsverstöße, die nicht geahndet wurden.
Syrien, ein tragischer Kriegsschauplatz, welcher dringendst einen Friedensplan, bzw. zumindest einen Waffenstillstand bräuchte.
Ferdinand Bratfisch
Quellenhinweise: